So, 3 Tage ist es jetzt also her, das 24 Stunden Mountainbikerennen in der Maxhütte von Sulzbach-Rosenberg.
Dank einer halben Tube Voltarensalbe und Meterweise Verband geht es meinem Knie nun auch wieder einigermaßen gut, so dass ich zumindest im Alltag ohne Schmerzen rumhampeln kann und auch die anderen körperlichen Wehwehchen sind nur noch minimalst vorhanden.
Im Gegensatz dazu wird mir das Rennen und der für mich persönlich eher unglückliche Ausgang noch einiges Kopfzerbrechen bereiten und der Start im nächsten Jahr wird der Erfahrung nach die einzig wirkungsvolle Therapie gegen diese Psychose sein.
Für alle die nicht das Vergnügen hatten dabei zu sein gibt’s die Geschichte natürlich von Anfang an.
Nach einer äußerst unruhigen Nacht von Freitag auf Samstag war Treffpunkt unserer kleinen Truppe um 9 Uhr im Amberger Stammkaffee. Dort angekommen warteten schon Christine, Frank und Michael. Nach einer gemütlichen Lagebesprechung und einem großen Humpen koffeinhaltigen Heißgetränks galt es dann noch die letzten Einkäufe zu erledigen, bevor wir uns auf den Weg Richtung Sulzbach machten. Nach der Ankunft wurden nochmal die Räder durchgecheckt, das Fahrerlager aufgebaut, eine kleine Runde probegefahren und um halb eins machten wir uns auf den Weg zum Start in Sulzbach-Downtown ;-)
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kurz vorm Start, da war noch alles gut... |
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... obwohl man die Nervosität nicht übersehen kann =D |
Pünktlich um 13:00 Uhr fiel der Startschuss und bei deutlich über 30°C ging es erstmal neutralisiert in Richtung Maxhütte, wo das Rennen dann offiziell gestartet wurde.
Da ich die Strecke noch nie abgefahren bin und das Rennen ja egal wie schnell ich fahre trotzdem noch 24 Stunden dauern sollte, war meine persönliche Vorgabe, die ersten Runden ruhig anzugehen.
Gesagt, getan. Trotzdem gab es nach 500 Metern schon den ersten kurzen Schock, als ein Fahrer direkt vor mir in einer 90-Grad-Kurve nähere Bekanntschaft mit dem staubigen Untergrund machte. Das passierte in der folgenden Stunde noch zweimal in der gleichen Kurve und irgendwann hab ich mich dann doch mal gefragt ob es vielleicht an mir liegen könnte. Den Gedanken aber dann relativ schnell wieder verworfen. =D
Die7,3 km lange Strecke selbst hatte alles was eine Mountainbike-Strecke haben sollte. Kurze, giftige Anstiege, Sand, Dreck, Anlieger, geniale Singletrails, Waldpassagen, Wiesen und viel Abwechslung, nur eins suchte man vergebens. Seinen Rhythmus, den zu finden war fast unmöglich.
Irgendwann nach fünf oder sechs Runden hatte sich das Feld dann entzerrt und ich glaubte, trotz der Strecke, wirklich sowas wie einen Rhythmus gefunden zu haben. Das einzige was mir zu schaffen machte waren die Hitze und der Staub. Ich hatte immer ein trockenes Gefühl in der Kehle, obwohl ich alle zwei Runden (35 – 40 min) eine neue Flasche gereicht bekam und trank was nur ging. Ich hatte immer noch das Gefühl es sei zu wenig. Trotz allem konnte ich mich im Feld Platz um Platz nach vorne Arbeiten und war die ersten Stunden immer in Schlagdistanz zu den Top10 und das Beste dabei war, dass ich Spaß dabei hatte. =)
Einziger Wehmutstropfen in der Anfangsphase war, dass mir mein Knie schon nach 1,5 Stunden zu schaffen machte
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ja, ich hatte spaß =) |
Nach 3,5 Stunden trat dann das ein wovor ich mit am meisten Angst hatte. Die ersten Krampfansätze in den Oberschenkeln machten sich bemerkbar. Da ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie im (hoch-)intensiven Bereich gefahren bin, musste dies von der Hitze und dem Flüssigkeitsverlust zusammenhängen (ich hab geschwitzt wie nach nem halbstündigen Saunagang).
Also gabs nach 4 Stunden die erste kurze Pause. Ab ins Fahrerlager, einen happen essen, kurz was getrunken, ein kurzes Pläuschchen und nach ner viertl Stunde gings wieder weiter.
Die Pause hat definitiv was gebracht, ich konnte wieder locker losfahren und war voller Elan und Tatendrang. Dies sollte sich aber drei Runden später wieder ändern.
Mein Magen begann zu rebellieren. So verlor ich wieder einiges an Zeit und zwei Runden später steuerte ich zum zweiten Mal das Fahrerlager an. Diesmal dauerte der Zwangsaufenthalt fast eine dreiviertl Stunde und Verzweiflung mischte sich mit ersten Resignationserscheinungen. Es lief einfach nicht Rund.
Nun gut, es half ja nichts. So fügte ich mich in mein Schicksal und zog das positive heraus. Während mein Magen sich wieder zu beruhigen begann, wurde das Licht an mein Rad geschraubt, so konnte ich dann wenigstens ohne weitere Pausen in die Nacht starten.
Als 19. ging ich wieder auf die Strecke. Der zehnte Platz war auch zu dieser Zeit und nach der doch recht langen Unterbrechung noch nicht in utopische Bereiche gerutscht.
Die folgenden Runden vergingen wieder ohne größere Probleme, auch der Magen hatte sich wieder soweit beruhigt, dass ich zumindest flüssig wieder was zuführen konnte. Also machte ich mich wieder auf die Reise einige der Einzelfahrer einzusammeln die vor mir auftauchten und die Fahrt in die und in der Dämmerung war äußerst genial, auch die ersten Fahrten über die dunklen Trails hatten ihren besonderen Reiz und es machte mittlerweile wieder richtig Spaß eine Runde nach der anderen zu drehen, auch wenn sich schön langsam die ersten Sitzbeschwerden ankündigten.
Nun denn, wen hätte es gewundert wenn ich jetzt ohne weitere Probleme hätte fahren können. Irgendwann und ganz ohne Vorwarnung fiel mir ein Stein vom Herzen und zugleich war es wieder ein weiterer kleiner Tiefschlag an einem Tag, an dem mir scheinbar nichts erspart bleiben sollte.
Der Hunger machte sich bemerkbar. Einerseits gut, weil sich mein Magen scheinbar wieder fast komplett beruhigt hatte, andererseits schlecht, weil sich dadurch von einem auf den anderen Moment ein Hungerast ankündigte (ein bisschen Hunger, der durch eine kleinigkeit gestillt werden könnte, wäre ja langweilig gewesen.)
Dadurch, dass es schon halb 10 abends war, bat ich Sven den Grill anzuschmeißen und mir ein Fleisch zu braten.
Eine halbe Runde später stieg ich vom Rad und mich erwartete eine leckere Grillfleischsemmel und ich entschloss mich für eine Massage, weil sich in den vergangenen Stunden die Muskeln in den Anstiegen krampfhaft wieder bemerkbar machten und ich hoffte damit die Schmerzen in meinem Knie wieder etwas in den Griff zu bekommen.
Vom Massagezelt aus hatte ich dann zu meinem Luxus auch einen genialen Blick auf das Feuerwerk ;-)
Nun denn, nach der Massage noch ne Dose von dem Flügel verleihenden Süßgetränk und auf gings in die nächsten Runden.
Es lief wieder vom ersten Meter an super und ich konnte wieder flüssig meine Runden drehen, bis….
… Ihr wisst was jetzt kommt. Ja, oder vielleicht auch Nein. Diesmal bahnte sich ein komplett Ausfall des Betriebssystems an. Der Kopf wurde schwer, die Beine krampften immer noch, das Knie zwickte nun schon eine zweistellige Stundenzahl und es wurde mit jeder Runde gefühlt schlimmer, jeder Kieselstein grüßte mehr oder weniger das Sitzfleisch und irgendwie wurde die Runde auch nicht mehr spannender.
… Ihr wisst was jetzt kommt. Ja, oder vielleicht auch Nein. Diesmal bahnte sich ein komplett Ausfall des Betriebssystems an. Der Kopf wurde schwer, die Beine krampften immer noch, das Knie zwickte nun schon eine zweistellige Stundenzahl und es wurde mit jeder Runde gefühlt schlimmer, jeder Kieselstein grüßte mehr oder weniger das Sitzfleisch und irgendwie wurde die Runde auch nicht mehr spannender.
Mit diesem Gefühlen wurden scheinbar auch die Abfahrten immer enger und verwinkelter =P. nachdem ich einer Abfahrt um ein Haar einen Baum umarmt hätte habe ich beschlossen mich für eine halbe Stunde hinzulegen.
Also wieder rein ins Fahrerlager, diesmal schon mehr gehumpelt als gegangen und in den Anhänger gelegt. Dort wurde mir eine schöne Lage Voltarensalbe aufs Knie geschmiert und die ersten Gedanken kamen, dass das Knie mehr und mehr zur „Achillesferse“ in dem Rennen werden könnte.
An Schlaf war zwar nicht zu denken, aber die 20 Minuten zugedeckt daliegen und einfach mal die Augen zu schließen, ohne sich auf irgendwas konzentrieren zu müssen waren zu diesem Zeitpunkt Gold Wert.
So ging es nach einer Stunde Pause mit neuer Kraft in den Sattel. Allerdings sollten die folgenden zwei Runden die letzten für mich sein.
Die erste Runde nach der Pause war eine Qual und die zweite war ich dann nur noch damit beschäftigt irgendwie und mit so wenig Schmerzen wie möglich rumzukommen, damit ich wenigstens die 30 Runden voll mache.
Nach dieser 30. Runde war dann die Enttäuschung natürlich groß und ich war froh, dass es dunkel war und um drei Uhr früh keine Zuschauer an der Strecke standen.
Ob die Tränen, die mir in den Augen standen von der Enttäuschung, oder den Schmerzen kamen, kann ich jetzt nicht wirklich sagen.
Das 1 Stunde später im Sanitätszelt noch jede kleine Berührung des, mittlerweile geschwollenen Knies, höllisch weh tat und an ein Abwinkeln des Knies nicht zu denken war, hat selbst mir dann gezeigt, dass 12 ½ Stunden mit Schmerzen zu fahren eindeutig zu viel war und die verbliebenen 10 Stunden auf keinen Fall gegangen wären. =(
Trotz allem steckt die Enttäuschung auch heute noch tief drin und es war schon fast eine Qual den anderen zuzuschauen wie sie eine Runde nach der anderen drehten, während ich Probleme hatte von A nach B zu kommen. An Schlaf war natürlich auch nicht mehr zu denken und so verstrich Stunde um Stunde bis es endlich 13 Uhr war.
Am Ende dieser Zeilen bleibt mir jetzt nur noch zu sagen, dass ich anscheinend in diesem Rennen von allen Problemen eingeholt wurde, welche mir die letzten zehn Jahre erspart blieben (mal abgesehen von einem technischen Defekt). Ich aber trotz allem die meiste Zeit einen mords-spaß hatte und auf jeden Fall nächstes Jahr wieder fahren werde, bzw wieder fahren muss, um die entstandene Rechnung mit dem Rennen zu begleichen ;-)
Für alle Statistiker hier: Die bewältigten 30 Runden haben alles in allem 219 km und 4200 hm ergeben, was in der Endwertung immerhin den 38. Platz bedeutete.
Ein riesengroßes Dankeschön möchte ich hier an unsere Betreuer Michi, Frank und Sven aussprechen, ohne ihnen hätte es nie so Reibungslos funktioniert!!!
Danke auch an Stephan von der Radau in Auerbach, welcher mir mit dem Ghost AMR ein absolutes RUNDUM-SORGLOS-BIKE zur Verfügung gestellt hat.
Und natürlich an Hans Renner von der VR-Banke Sulzbach-Rosenberg, welcher den Startplatz zur Verfügung gestellt hat.
weiter Bilder folgen bald!!
So, jetzt aber erstmal genug gejammert,
bis bald,
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